Liederabend im Schlosshof Friesenhausen
Songline
Ein stimmungsvoller Liederabend im Schlosshof
In einem bekannten Grimmschen Märchen ziehen vier Tiere gen Bremen, um dort Musikanten zu werden. Im wahren Leben geht es anders zu: Hier fährt ein merkwürdiger Bremer nach Unterfranken; dort landet er nicht im Wald, sondern am Rande des Friesenhäuser Schlossparks. Er trifft nicht auf ein Waldhaus, sondern auf ein imposantes Schlossgebäude und nicht auf eine Bande von Räubern, sondern auf Freiherrn Ferdinand von Truchsess. Und auch der weitere Verlauf ist ein bisschen anders als der des Märchens: Der merkwürdige Bremer trötet keineswegs ungebeten drauflos, sondern kündigt seine Absichten freundlich an: Wir wollen bei Ihnen ein Konzert spielen!
Nicht nur seiner Anekdote zum Zustandekommen des Konzerts erheitert der merkwürdige Bremer Stefan Heimers eingangs seines gemeinsamen Konzerts mit Gitarrist Frank Schölch das Publikum. Das Duo Heimers & Schölch, die bereits im Jahr 2019 in der Mehrgenerationenwerkstatt in Aidhausen konzertiert hatten, findet durch diese Begebenheit ein Ausweichquartier zum zuvor abgesagten Auftritt in der Kleinkunstbühne. Ein zunächst sonnig-heißer, dann lauer Juliabend unter Schlosshofbäumen und vor der fantastischen Kulisse des Schlossportals lassen diese Notlösung zu einem besonderen Erlebnis werden.
Songline nennen Heimers & Schölch ihr Programm aus Lieblingsliedern, die sie nur mit Gesang und zwei Gitarren präsentieren. Es sind bekannte Lieder bekannter Schreiber und Interpreten: Von Großbritannien über die Vereinigten Staaten bis nach Australien zieht sich die Reise mit sozialkritischen Chartbreakern wie Elvis Presleys In The Ghetto oder Ralph McTells Streets Of London, über melancholische Hits wie die unsterbliche Bridge Over Troubled Water von Simon & Garfunkel und das melancholische RocknRoll (I Gave You All The Best Years Of My Life) bis hin zum beschwingten Bye Bye Love der Everly Brothers. Wild gemischt sind diese Titel mit dem Best Of deutscher Liedermacher, etwa Hannes Waders Nun Freunde lasst es mich einmal sagen, Reinhard Meys Ich wollte wie Orpheus singen oder Andreas Bouranis Sein.
Der Programmtitel Songline ist, erzählt Stefan Heimers, bewusst gewählt; die ausgewählten Lieder, so verrät er, haben in verschiedenen Phasen auch sein Leben beeinflusst. Leider gibt er diese Bezüge nicht preis, und so gewinnt der Konzertabend, was von den beiden Machern luxury swiss replica watches vielleicht auch gewollt ist, im Verlauf den Charakter eines besinnlichen Mitsing-Liederabends das Publikum ist kundig und nimmt auch die gelegentlichen Improvisationen von Tempo oder Melodie bereitwillig auf.
Erfrischend sind die Intermezzi mit Stücken von Richard Gerner, dessen Schaffen aus dem hiesigen Publikum ersichtlich kaum jemandem bekannt ist. Hier erfährt man im Hafenunterricht, dass im Hafen Wasser steht, im Dock am Schiff herumgedoktert wird und die Bezeichnung Trockendockauf eine gewisse Entfernung zur nächsten Kneipe hinweist. Man fühlt mit dem armen Werber im Ständchen an Paula und bedauert die arme Makrele, die erst im Tode wieder zu dem untreuen Hering findet, der sie dereinst zur Mamakrele gemacht hatte.
Konzert und Location tun gut in der kulturell ausgedünnten Corona-Zeit. Die Hausherren haben das Ihrige dazu getan, um den Gästen mit kleinen Taten wohl zu tun. Man sitzt in vorangemeldeter Gruppenstärke auf bunt gruppierten Sitzgelegenheiten vom Schemel bis zum weich gepolsterten Ohrensessel. Es gibt Wasser und Wein, einen kleinen Imbiss und Gelegenheit zu anregenden Gesprächen mit gebührendem Abstand in der Pause. Die gespendeten Eintritte kommen den Künstlern und der evangelischen Partnergemeinde in NKweseko zugute.
Mehr davon!
Text: Y. B.
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