1200-Jahre Friesenhausen-Rottenstein

Ein Fest, über das man noch lange spricht

Zwei- bis dreitausend Gäste hatten die Organisatoren erwartet. Geschätzt mehr als siebentausend Menschen kamen. Und nicht nur in dieser Hinsicht übertraf die über zwei Jahre lang vorbereitete 1200-Jahr-Feier der beiden Gemeindeteile Friesenhausen und Rottenstein vom 17. bis 20. Juni 2016 alle Erwartungen.

Wechselhafte Witterung hatte die Vorbereitungsarbeiten bis zuletzt begleitet und bei manchem Friesenhäuser Klick zur Vergrößerungund Rottensteiner für Skepsis gesorgt, ob sich all der Aufwand am Ende wirklich lohnen werde. Am Freitagabend begann das Festwochenende mit einem Konzert der Rock-Coverband "Dynamite" im Festzelt am Sportplatz in Friesenhausen. Nachdem sich mehrere hundert Besucher bis in die frühen Morgenstunden in Feststimmung gerockt hatten, wurden am Samstagvormittag durch einen heftigen Wolkenbruch noch einmal viele Helfer außerplanmäßig gefordert. Erst zum Auftakt des ökumenischen Festgottesdienstes am Abend hatte der Wettergott endgültig ein Einsehen und sandte laues Sommerwetter in die beiden Jubeldörfer.

Klick zur VergrößerungDie Begrüßungen durch Pfarrerin Melanie von Truchseß und Pfarrer Dr. Mariusz Falk sowie die Festpredigt von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner schlugen Brücken - von der Historie in die Gegenwart, von gesamtgesellschaftlichen Aufgaben zum lokalen Engagement des Einzelnen, aber auch von der spirituellen hin zur leiblichen Erbauung. Es folgte die offizielle Eröffnung der Festlichkeiten mit Grußworten von Bürgermeister Dieter Möhring, Regierungspräsident Jochen Lange und Landrat Dr. Wilhelm Schneider sowie mit einem zünftigen FassbieranstichKlick zur Vergrößerung.

Im Anschluss entfaltete sich im Schlosshof zu Friesenhausen, den die Familien von Eichborn und von Truchseß für die Jubiläumsfeierlichkeiten geöffnet hatten, bei bester kulinarischer Versorgung durch den Haßbergverein und musikalischer Unterhaltung durch die Urlesbacher Musikanten bis in die späten Abendstunden hinein eine entspannte Feststimmung.Klick zur Vergrößerung

Am Sonntagmorgen begann (regenfrei) als Herzstück des Festwochenendes das "Bunte Markttreiben". Während sich in Friesenhausen eine lange Reihe von Marktständen lokaler oder aus dem Umland angereister Aussteller quer durch das Dorf zog, setzten die Rottensteiner auf ein konzentriertes Festgeschehen am Forsthaus, das mit einem regelmäßig pendelnden Traktoren-Shuttle bequem zu erreichen war. Klick zur VergrößerungZu entdecken gab es alles, was nachhaltiges Handwerk heute zu bieten hat: Die Marktleute brachten Schmuck und Kleidung, Dekorationsartikel aus Ton, Holz oder Beton, aber auch Wolle, Besen und Bürsten, Rechen und Polster, Lehmziegel, Pflanzen, Kräuterliköre, Edelbrände, Öle, Hunde- und Pferdeleckerlis und vieles mehr mit auf den Markt.

Dass nicht nur die beiden Gemeinden den öffentlichen Raum, sondern darüber hinaus auch viele Bürger ihre privaten Häuser und Höfe für die Besucher geöffnet hatten, erwies sich als konzeptioneller Glücksgriff. Hier entstanden überraschende Hotspots, aber auch Ruhezonen; so gab es Reit- und Schmiedevorführungen zu bestaunen oder einen Friseursalon, eine Schreinerei und eine Ferienwohnung zu besichtigen. (Nicht nur) Männerherzen schlugen schneller beim Anblick der aus Privatbeständen herbei geschafften Oldtimer-PKWs, Mopeds und Traktoren. Nach Herzenslust stöbern ließ es sich auf zahlreichen Hof-Flohmärkten. Kinder konnten sich beim Kinderreiten, Kinderschminken und auf einem Parcours für alte Kinderspiele austoben.

Gleichwohl bot die 1200-Jahr-Feier nicht nur den Rahmen für Zeitgenössisches: Überdachte Schautafeln vor alten Gebäudebeständen verliehen beiden Dörfern den Charakter lebendiger Museen. Anschaulich und informativ zeigten sich die sorgsam zusammengestellten historischen Ausstellungen; auch die original erhaltene jüdische Mikwe in Friesenhausen begeisterte zahlreiche Besucher. In Rottenstein wurden historische Landkarten präsentiert. Kundige Führungen durch das Schloss, die Schlosskirche und die Dorfkirche zu Friesenhausen, ein Gang durch den neu eröffneten historischen Dorfladen in Friesenhausen und das ehemalige Amtsgefängnis in Rottenstein rundeten das umfangreiche Programm für geschichtlich interessierte Besucher ab.

Kulinarisch setzten die beiden Dörfer ganz (und zu Recht!) auf die Eigeninitiative ihrer Bewohner und Vereine sowie auf einzelne ausgewählte Anbieter. Viele Häuser und Höfe standen zur Bewirtung der Gäste mit Mittagessen, Kaffee, Kuchen und Snacks offen. Der unerwartete Besucheransturm sorgte am frühen Nachmittag für den Totalausverkauf aller vorbereiteten Speisen. Dennoch hieß es nicht etwa "Ladenschluss!"; zur höchsten Überraschung der Gäste wurde zügig und unaufgeregt nachgebacken, nachgekocht und dabei höchst kreativ improvisiert, bis auch der letzte Gast satt und nicht mehr durstig war.

JagdhornbläserVom stimmgewaltigen "Ausschaller" Georg Schuhmann angekündigt, fügte sich auch die kurzweilige musikalische Umrahmung bestens in das Festgeschehen ein. Chöre aus Aidhausen, Eichelsdorf, Nassach und Birnfeld, eine Blaskapelle replique montre france aus Hofheim, Jagdhornbläser, ein aus jugendlichen Friesenhäusern zusammengefügtes Blasensemble, ein Gesangsduo mit Gitarren, ein Akkordeonvirtuose: Überall erklang Musik, bei der die Besucher nur allzu gern verweilten und ein bisschen vom Festtrubel verschnaufen konnten.

Umrahmt wurde der Marktsonntag von der Podiumsveranstaltung des Bundes Deutscher Milchviehhalter zum Thema "Wege aus der Milchkrise" am Sonntagvormittag und dem von Pfarrerin Melanie von Truchseß und Pfarrer Rainer Kunkel geleiteten Seniorengottesdienst des Dekanats am Montagnachmittag, der sich vor allem der sozialen Situation der stetig wachsenden Zahl älterer Bürgerinnen und Bürger in den ländlichen Regionen und den damit verbundenen Herausforderungen widmete. Mit dem anschließenden gemütlichen Beisammensein, das nahezu nahtlos in ein abschließendes großes Kesselfleischessen mündete, klang ein anstrengendes, aber erfolgreiches Wochenende, an das man sich (nicht nur) in Friesenhausen und Rottenstein noch lange erinnern wird, aus. 

 
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